Neue Seminare zu Positive Psychologie und Positive Leadership gerade, aber nicht nur für Skeptiker*innen – ein Gespräch mit Susanne Stegmann
Gehören Sie zu den Nörgler*innen, Grübler*innen, Zweifler*innen oder zu den unerschütterten Optimist*innen? Brauchen wir nicht gerade in Zeiten wie diesen, die Fähigkeit positiv zu denken? Gute Nachrichten für die Skeptiker*innen unter ihnen: Veränderung ist möglich. Wie man Glück lernen kann, erfahren Sie bei unserer langjährig tätigen Dozentin Susanne Stegmann.
PAS: Kann man Glück lernen? Die positive Psychologie des Gründungsvaters Martin Seligmann soll einem dabei helfen.
Susanne Stegmann: Ja. Martin Seligman ist überzeugt, dass Glück erlernbar ist. Durch gezielte Übungen werden Verhaltensänderung angestoßen und neue positive Denkmuster gebildet. Dadurch erweitern Menschen ihre persönlichen Handlungskompetenzen und können gezielt ein zufriedenes Leben führen. Das bedeutet auf keinen Fall, die Welt nur durch eine rosarote Brille zu sehen, sondern würdigt auch schwere Zeiten im Leben. Die Methoden helfen, Zuversicht und Hoffnung zu stärken sowie Kreativität und Lösungsorientierung zu fördern.
PAS: Bestimmt nicht die generelle Haltung (positiv, negativ, pragmatisch etc), wie der Alltag wahrgenommen wird? Wie kann durch Methoden bei eher negativ eingestellten Menschen, z.B. das Stressempfinden gesenkt und das Glückgefühle gesteigert werden?
SS: Das ist sicher zum Teil richtig, Die generelle Haltung eines Menschen beeinflusst maßgeblich, wie sie ihren Alltag wahrnimmt. Heute wissen wir jedoch aus der Neurowissenschaft von der Plastizität unseres Gehirns, so dass eine persönliche Weiterentwicklung jederzeit möglich ist. Durch Methoden wie Dankbarkeitsübungen, Achtsamkeitstraining und das Identifizieren und Nutzen persönlicher Stärken und Ressourcen kann das Stressempfinden gesenkt und das Wohlbefinden erhöht werden.
PAS: Warum sollten gerade Skeptiker an diesem Seminar teilnehmen?
Die Positive Psychologie basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Studien, die die Wirksamkeit ihrer Methoden belegen. Skeptiker könnten durch die Auseinandersetzung mit dieser Forschung einen Einblick in die fundierten Grundlagen der positiven Psychologie erhalten. Außerdem können sie in der Fortbildung konkret erleben, wie Methoden und Interventionen sehr praxistauglich wirksam werden können.
PAS: Der Ursprung von Positive Leadership findet sich in der positiven Psychologie – als noch junge Teildisziplin der Psychologie. Positive Leadership ist nicht nur praxiserprobt, sondern auch auf wissenschaftlichem Fundament aufgebaut. Was ist positive Leadership?
SS: Positiv Leadership ist ein moderner Führungsansatz, der darauf abzielt, Kompetenzen und Stärken von Mitarbeitenden zu identifizieren und diesen im Arbeitskontext Raum zur Entfaltung zu geben. Er legt seinen Fokus auf Erfolgsfaktoren und fördert diese konsequent. Ziel ist es außergewöhnlichen Leistungen zu erreichen, indem man die besonderen Kompetenzen, Talente und Stärken im Team identifiziert.
PAS: Markus Ebner hat das PERMA-Modell der positiven Psychologie in den Führungskontext übertragen. PERMA ist ein Akronym und steht für fünf verschiedene Bereiche bzw. Verhaltensstrategien: Positive Emotions, Engagement, Relationship, Meaning und Accomplishment. Sind diese Bereiche alle gleich wertig / wichtig bzw. welches birgt, Ihrer Erfahrung nach, die größte Herausforderung? Und warum?
SS: Im PERMA Lead Ansatz von Dr. Markus Ebner sind diese Bereiche zunächst gleichwertig. Es kommt aus meiner Erfahrung jedoch sehr stark auf die individuelle Organisationskultur an, welche Wirkung mit welchem PERMA Buchstaben erzielt werden kann. Sicher ist dabei die Ausgangssituation im Sinne von "Was machen wir bereits? zu betrachten. Und ich bin überzeugt, dass es auch stark von den Führungspersönlichkeiten abhängig ist. Ich persönlich schaue immer auf zwei Faktoren. Erstens, welche Säule erzielt mit kleinem Aufwand große Wirkung? Zweitens, die Förderung von Relationship sowie die Auseinandersetzung mit Kommunikation ist aus meiner Sicht immer ein Erfolgsfaktor in Unternehmen. Die Förderung von Relationship ist außerdem ein großes Schutzfaktor in Zeiten von Krisen und großen Herausforderungen. Hierzu gibt es viele Studien aus der Resilienzforschung, die dies eindrucksvoll belegen können.
PAS: Was wäre ein Beispiel einer konkreten Methode, die bei positive Leadership verwendet werden kann?
SS: In der Methode Appreciate Inquiry wird in interviewähnlichen Einzelgesprächen das Positive, das Funktionierende und das Gelingende wertschätzend erkundet und weiterentwickelt. Dadurch werden diese Stärken und Kompetenzen für das Team und die Organisation verfügbar und können gezielt genutzt werden. Gleichzeitig trägt sie zu positiven Emotionen und einer Vertiefung von Beziehungen bei. Sie wird in vier Phasen durchgeführt. Nachdem in Phase 1 das Erkunden und Wertschätzen von dem, was das ist im Vordergrund steht, wird in Phase 2 im Träumen die Zukunft visioniert. In Phase 3 des Gestaltens werden Vereinbarungen getroffen, die in Phase vier des Planens in konkreten Maßnahmen umgesetzt werden.
Sommerakademie: Kann man Glück lernen? Methodenkoffer Positive Psychologie für den (Berufs-) Alltag
25.07.2024 & 01.08.2024 je 09:00 - 16:00, online
Sommerakademie: Positive Leadership - mit dem PERMA-Lead-Prinzip Mitarbeiter*innen zu Motivation und Erfolg führen
03.09.2024 & 04.09.2024 je 09:00 - 16:00, online
Weitere Online-Seminare der Sommerakadmie finden Sie hier.
Kontakt und Beratung
Judith Nieder, 01577 7692794, nieder@akademiesued.org
Über die Dozentin Susanne Stegmann
Susanne Stegmann ist Dipl. Volkswirtin, sowie zertifizierter Business Coach und EOL (Erfahrungsorientiertes Lernen) Trainerin. Sie hat langjährige Erfahrung als Führungskraft und selbständige Trainerin. Seit 2004 arbeitet sie als Coach.