Michael Tränkle im Interview über die neue Seminar-Reihe für Ehrenamtliche in den Offenen Hilfen für Menschen mit Behinderungen
Sie engagieren sich ehrenamtlich in der Behindertenhilfe und möchten sich über bestimmte Aspekte informieren, Wissen vertiefen und sich weiterbilden? Dann ist die Seminarreihe genau das Richtige für Sie. Sie setzt sich aus insgesamt sechs kurzen, praxisnahen, einzeln buchbaren Seminaren a 3 x 45 Minuten zusammen. Die Zielgruppe sind Ehrenamtliche, die in den Offenen Hilfen für Menschen mit Behinderungen oder Familienunterstützenden Diensten (FuD) tätig sind oder dies beabsichtigen.
PAS: Die ehrenamtliche Arbeit mit Menschen mit Behinderungen kann eine äußerst erfüllende Erfahrung sein. Wer sind, Ihrer Erfahrung nach, die Menschen, die sich in diesem Bereich ehrenamtlich engagieren, was zeichnet diese aus?
Michael Tränkle: Es sind hier Menschen jeden Alters: Schülerinnen und Schüler, die sich bewusst sozial engagieren möchten, Erfahrungen mit Behinderung und im Kontakt mit Menschen mit Behinderung machen möchten.
Studierende in sozialen Studiengängen, die ergänzend, begleitend zum Studium Erfahrungen machen möchten, Praxiserfahrungen für das Studium sammeln und ableisten müssen, gegebenfalls auch im Rahmen von Praxissemester.
„Mittelalte“ Menschen im Berufsleben, die sich gern neben ihrem eigentlichen Beruf sozial engagieren möchten. Hier sind die Menschen oftmals entweder aus bewusst sozialen Berufen, in vielen Fällen aber auch aus ganz anderen Professionen und Berufsfeldern.
Rentnerinnen und Rentner die sich in der neu verfügbaren Zeit des Ruhestands in die Gesellschaft einbringen möchten
Insgesamt also Menschen, die Interesse am Thema Behinderung und Teilhabe haben, in Kontakt mit Menschen mit Behinderung sein mögen und die Inklusion in der Gesellschaft voranbringen möchten.
PAS: Wie kamen Sie auf die Idee für diese Seminarreihe mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten?
Michael Tränkle: Ehrenamtliche kommen oft mit hohem Engagementwillen, oftmals aber ohne tatsächliche Fachkenntnis und Fachwissen. Hier ist es wichtig, diesen Menschen die Inhalte, die zur Begleitung und Assistenz wichtig sind, anzubieten. Hier geht es oft um Inhalte rund um die zentralen Behinderungsbilder, das Verständnis von Behinderung und die Haltung dazu sowie um Themen wie Assistenz, Betreuung und Versorgung und auch die Themen Teilhabe und inklusive Gesellschaft.
Aktuell gibt es in Baden-Württemberg zudem eine Schulungsverplfichtung für die Offene Hilfen-Dienste für ihre eingesetzten Ehrenamtlichen im Rahmen der Unterstützungsangebote-Verordnung.
PAS: Was sind die häufigsten Behinderungsbilder?
Michael Tränkle: Trisomie 21, Autismus-Spektrumsstörung, Folgen von extremer Frühgeburtlichkeit, Fetales Alkoholsyndrom, Komplexe Mehrfachbehinderungen (Mehrfachdiagnosen), Cerebralparese
PAS: Gibt es ein gängiges Klischee über Menschen mit Behinderung, das sie gerne aus der Welt schaffen möchten?
Michael Tränkle: Es gibt keine „Behinderten“, sondern immer Menschen mit Persönlichkeiten und einer Behinderung. Dementsprechend hat die Gesellschaft einen riesengroßen Anteil daran, wie sehr sich eine Behinderung und deren Beeinträchtigung ausprägt und wie gut die Teilhabechancen sind.
PAS: Können Sie bitte diesen Satz vervollständigen: Engagieren Sie sich in der Behindertenhilfe, weil…
Michael Tränkle: Sie dort tolle, interessante Menschen treffen und sie beim Teilhaben in der Freizeit, Kultur und Sport unterstützen können.
PAS: Judith, wie setzt sich das Dozierenden-Team zusammen?
Da wäre zum einen Michael Tränkle selbst, der vor seiner Arbeit beim Paritätischen Landesverband Baden-Württemberg e.V. u.a. auch Offene Hilfe-Dienste geleitet hat und dadurch selbst wertvolle Praxiserfahrungen mitbringt. Er wird das Seminar „Nähe und Distanz gegenüber Teilnehmenden“ geben. Dann ist da Torsten Busch, Diplom Sozialpädagoge und seit 25 Jahren in leitender Tätigkeit in der Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie tätig. Herr Busch ist gleich mit drei Seminaren vertreten: „Behinderungsbilder“, „Psychische Erkrankungen“ und „Begleitung auf Augenhöhe“. Getreu dem Motto „Nicht über uns ohne uns“ wird er dieses dritte Seminar gemeinsam mit Anja Meinshausen geben, einer Dozentin in eigener Sache, die seit 15 Jahren das Persönliche Budget nutzt, sowie Assistenzleistungen in der Eingliederungshilfe im Bereich Wohnen und Arbeit. Schließlich konnten wir noch Adila Schweizer vom Kinderschutzbund Baden-Württemberg für das Thema „Kinderschutz in der Freiheitassistenz“ gewinnen sowie Dr. Norman-Alexander Leu. Er ist Rechtsanwalt und Geschäftsführer der gleichnamigen Kanzlei LEU, die Organisationen des 3. Sektors vertritt.
Seminar-Reihe für Ehrenamtliche in den Offenen Hilfen für Menschen mit Behinderungen
Ab 23.09.2024, 17:45 - 20:00
Seminare einzeln buchbar
Kontakt und Beratung:
Judith Nieder, 0157 77692794, nieder@akademiesued.org