Jeder Cent zählt – mit der richtigen Strategie für Einsteiger*innen und Profis zu langfristigen Spenden - ein Interview mit dem Dozenten Dr. Christian Gahrmann

Die öffentlichen Gelder werden nicht üppiger - im Gegenteil überall wird gespart, da bekommt Fundraising, gerade auch für kleine gemeinnützige Vereine mit geringem Budget, eine bedeutende Rolle. Aber auch für größere Organisationen kann gekonntes Fundraising bedeutende Geldmittel jenseits von Fördermitteln von Stiftungen, Lotterien und der öffentlichen Hand generieren - Gelder für nicht-projektbezogene Aufgaben und für Eigenmittel bei Projektanträgen, also zweckungebundene Einnahmen.

PAS: Dr. Gahrmann, Sie bezeichnen sich als Experte für strategisches Fundraising und passionierter Geschichtenerzähler. Warum ist Storytelling beim Fundraising so wichtig? Und können Sie uns eine spannende Geschichte erzählen?

CG: Geschichten schlagen die Brücke zwischen der Arbeit der Organisation und den Bedürfnissen der Spender*innen. Denn: Menschen geben nicht für Organisationen. Menschen geben für Menschen. Eine Geschichte aus der Organisation mit einem Helden oder einer Heldin weckt die Emotionen der Leser*innen. Sie fühlen mit und verstehen, warum Hilfe gebraucht wird.

So ist das zum Beispiel auch in der Geschichte von Yuma, einem indigenen Jungen aus einem amerikanischen Reservat, der in einem Kinderdorf zur Schule gehen darf. Er glaubt fest daran, dass die Traumfänger, die er bastelt und über sein Bett hängt, nur die guten Träume durchlassen. Bald bastelt er die schönsten Traumfänger der Umgebung – auch für viele andere Menschen. Und tatsächlich geht schließlich sein eigener Traum in Erfüllung: Er schafft den Schulabschluss und kann als erster in seiner Familie ein Studium beginnen.

PAS: Wie mache ich als Mitarbeiter*in mögliche Spender aus und spreche Privatspender, Großspender und Unternehmen erfolgreich an?

CG: Mögliche Spender*innen sind alle Menschen, die eine Verbindung zu meiner Mission haben und ein Interesse an ihr. Bei einer Flüchtlingshilfe sind das zum Beispiel Menschen, die eigene Fluchterfahrung haben oder die selbst Flüchtlinge kennen, z.B. über die Schule ihrer Kinder oder die Gemeinde vor Ort.

Die Art einer erfolgreichen Ansprache hängt von der Zielgruppe ab. Jüngere Menschen spreche ich gut über die sozialen Medien an. Menschen in meiner Umgebung im Rahmen von Veranstaltungen vor Ort. Am erfolgversprechendsten ist immer die persönliche Ansprache, insbesondere bei Großspender*innen und Unternehmer*innen. Hier sollte ich immer versuchen, einen persönlichen Termin zu bekommen.

PAS: Sind eine Website, Newsletter, Social Media und Auffindbarkeit bei Google must-have für’s Fundraising und wie setzte ich dann meine Fundraising-Instrumente richtig und erfolgversprechendsten ein? Können Sie ein Beispiel nennen?

CG: Heutzutage muss eine Organisation im Internet präsent sein und auch einen Online-Spendenkanal anbieten. Viele Spender*innen haben ja keinen direkten Kontakt zur Organisation. Die Website ist quasi unser „Verkaufsraum“. Und der sollte möglichst attraktiv sein und die Spender*innen überzeugen. Über die sozialen Medien oder Google werden viele auf mich und meine Website aufmerksam und ein Newsletter hilft, Spender*innen langfristig an meine Organisation zu binden.

Beim Newsletter von „Ärzte ohne Grenzen“ schreiben zum Beispiel Ärzte aus den verschiedenen Katastrophengebieten über ihre persönlichen Erlebnisse, Erfolge und Nöte vor Ort. Das ist sehr authentisch und glaubwürdig. Solche Berichte können auch Mitarbeiter*innen anderer Organisationen schreiben.

PAS: Wie kann es gelingen, nachhaltig Spenden zu generieren und Spender zu halten?

CG: Die wichtigste Spende für einen Fundraiser bzw. eine Fundraiserin ist tatsächlich die Zweitspende. Sie zeigt an: Die Spende ist mehr als nur ein spontaner Impuls. Der Spender fängt an, eine Beziehung zu uns aufzubauen. Und genau darum geht es: die Beziehung zum Spender zu stärken. Durch schnellen und persönlichen Dank, durch regelmäßige Ansprache und durch Bindungsinstrumente wie zum Beispiel Patenschaften.

PAS: Dr. Gahrmann, Sie bieten vier verschiedene Seminare zum Thema Fundraising an, könnten Sie bitte kurz skizzieren, welches für wen am besten geeignet ist?

CG: Das Einsteiger-Seminar richtet sich an Organisationen, die bisher noch überhaupt kein Fundraising gemacht haben und einen ersten Überblick bekommen möchten, welche Instrumente es gibt und welche die richtigen für ihre Organisation sind.

Beim Fundraising-Strategie-Seminar machen wir uns quasi konkret auf den Weg. Und der sollte immer mit einer Strategie beginnen. Dazu gehört, sich darüber klar zu werden, welches ganz konkret der Bedarf meiner Organisation ist, welche Zielgruppen für mich die erfolgversprechendsten sind und wie ich sie für mich gewinne. Und am Ende: Welche Fundraising-Instrumente sind vor diesem Hintergrund die richtigen für mich?

Beim Fördermittel-Seminar geht es um einen Fundraising-Bereich, der gerade für kleinere Organisationen von großer Bedeutung ist. Denn durch Fördermittel kann ich sehr schnell auch hohe Mittel für meine Projekte generieren. Und die Förderlandschaft ist größer als vielen Organisationen bewusst ist.

Das Seminar zum Online-Fundraising schaut sich an, wie ich über das Internet Spenden sammeln kann. Das ist wichtig. Denn erstens ist dies – neben Großspenden-Fundraising – der, am stärksten wachsende Bereich im Fundraising. Zweitens ist es relativ kostengünstig, im Internet Spenden zu sammeln und daher ein guter Weg für kleinere Organisationen. Und schließlich vermischen sich „offline“ und „online“ immer mehr und eine Organisation kann das eine nicht mehr ohne das andere tun.

Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Gahrmann!

Fundraising Seminare

Fundraising – Mit der richtigen Strategie zu langfristigen Spenden
23. April 2024, 09:30 - 17:00, online

Fördermittel für Projekte sichern: in vier Schritten zum Erfolg
17.09.2024, 9:30 – 17:00, online

NEU: Fundraising für Einsteiger*innen
25. September 2024, 09:30 - 17:00, online

Online-Fundraising – die richtige Strategie, die passenden Tools
2. Oktober 2024, 09:30 - 17:00, online

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Kontakt & Beratung
Judith Nieder, 01577 7692794, nieder@akademiesued.org

Über den Dozenten
Dr. Christian Gahrmann ist Experte für strategisches Fundraising und passionierter Geschichtenerzähler mit knapp zwanzig Jahren Berufserfahrung. Zu seinen Beratungsschwerpunkten zählen darüber hinaus das Fördermittelmanagement sowie Fundraising im Internet und den sozialen Medien. Er berät lokale, nationale und internationale gemeinwohlorientierte Organisationen.

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