Leitungstätigkeit in Kindertageseinrichtungen – Fragen an das Dozent/-innen Team

Die Leitung einer Kindertagesstätte stellt eine besondere Herausforderung dar. Neben fundiertem pädagogischem Fachwissen werden zunehmend Managementkompetenzen erforderlich.

Susanne Stegmann, Diplom-Volkswirtin, Trainerin und Coach und Ralf Greif (M.A. Sozialmanagement), Senator und Hochschullehrer an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten bieten Ihnen in dem Zertifikatskurs als (angehende/r) Leiter/-in die Gelegenheit, sich mit Ihrer Leitungsposition und deren Herausforderungen intensiv auseinanderzusetzen,  notwendiges Führungswissen zu erlernen, durch Erfahrungsaustausch Perspektiven zu erweitern und Netzwerke aufzubauen. Ziel des Kurses ist es, Leitungskompetenzen zu vermitteln sowie die (Weiter-) Entwicklung zur Leitungspersönlichkeit zu unterstützen. Susanne Stegemann (SS) unterrichtet die Module 1,2, 4 und 5. Ralf Greif (RG) das Modul 3.

PAS: Durch gesellschaftliche und politische Bestrebungen erleben Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen tiefgreifende Veränderungen im ihrem Aufgabengebiet. Welche sind das neben den pädagogischen Themen?

SS: Durch die veränderten Anforderungen an Kinderbetreuung verändern sich Betreuungsformen und Anforderungen an Kindertageseinrichtungen in rasantem Tempo. Öffnungszeiten von 7 bis 17 Uhr erfordern Arbeiten in Schichten.  Die interne Kommunikation muss daher strukturierter und intensiver gestaltet werden. Es muss gelingen, Übergänge gut zu gestalten, damit alle Mitarbeiterinnen die gemeinsame pädagogische Ausrichtung leben können.

Durch die zunehmende Größe von Teams müssen neue Formen der Teamzusammenarbeit entwickelt werden. Teams müssen verstärkt die Kompetenzen und Stärken der Teammitglieder kennen und lernen, gemeinsame Ziele zu verfolgen, ohne diese ständig im gesamten Team diskutieren und reflektieren zu können. Das erfordert eine hohe Professionalität sowie ein Zutrauen in die Fähigkeiten der Kolleginnen. Gleichzeitig wird es aufgrund der vielfältigen Erwartungen an Kindertagesstätten zu einer stärkeren Spezialisierung im Team kommen. Diese Unterschiedlichkeit zu akzeptieren und zu nutzen stellt hohe Anforderungen an alle Beteiligten.

RG: Die Refinanzierung durch die öffentliche Hand wird (auch) aufgrund des demografischen Wandels zunehmend schwieriger. Finanzaspekte sowie Controlling-Instrumente rücken daher stärker in den Vordergrund der Fachkräfte.

PAS: Als Leitungskraft in einer Kindertageseinrichtung hat man mit unterschiedlichen „Parteien“ zu tun und muss sich mit den Anweisungen, Ansprüchen und Anregungen des Trägers, der Eltern und des Teams auseinandersetzen. Sind hierfür besondere Führungsqualitäten notwendig?

SS: Gute Führungskräfte verfügen außer einem ausgeprägten Fachwissen über hohe Kompetenzen in der Gesprächsführung. Dazu gehören Grundlagen der Kommunikationspsychologie und deren Einsatz bei unterschiedlichsten Gesprächsanlässen. Sie aktivieren Kompetenzen und Stärken ihre Partner und setzen diese im einem systemischem Verständnis von Beziehungen gezielt ein.

PAS: Konflikte sollen als Chance der Weiterentwicklung erlebt werden und zielgerichtete Verhaltensweisen zur konstruktiven Konfliktbewältigung identifiziert werden. Können Sie hierzu ein Beispiel aus der Praxis nennen?

SS: Ich erlebe es immer wieder, dass Konflikte die Chance sind, sich intensiv mit den Grundlagen des eigenen pädagogischen Handelns auseinander zu setzen. Gerade bei der Erarbeitung einer Konzeption erfahren Teams  heftige Meinungsverschiedenheiten. Grund dafür sind unausgesprochene Grundhaltungen und Erwartungen, Teams, denen es gelingt, diese Unterschiedlichkeiten auszuhalten, zu diskutieren und zu reflektieren, berichten anschließend häufig über eine große Klarheit im pädagogischen Handeln und einen stärkeren Teamzusammenhalt.

PAS: Als Leiter/-in hat man nicht nur die pädagogische Verantwortung, sondern ist auch für finanziellen und rechtliche Themen verantwortlich. Welche Veränderungen gibt es in dem Bereich, die von großer Bedeutung sind?

RG: Der Anteil von sogenannten Drittmitteln (nicht durch Verträge mit den öffentlichen Kostenträgern refinanziert) steigt zunehmend. Die dadurch entstehende Finanzierungslücke muss durch betriebswirtschaftliche Instrumente wie bspw. Marketingstrategien, Fundraising-Konzepte u.ä. gewährt werden können. Der Wettbewerb und gleichzeitig das Anspruchsverhalten an die angebotenen Dienstleistungen steigen stetig. Dem muss durch innovative pädagogischen und betriebswirtschaftlichen Konzepten entgegnet werden.

PAS: Die Aufgaben des/der Leiters/Leiterin einer Kita sind umfangreich, gibt es einen grundlegen Tipp für erfolgreiches Selbst- und Zeitmanagement?

SS: Eine gute Struktur der eigenen Aufgaben hilft den Überblick zu behalten. Dadurch schafft sich die Leitung Freiräume für wichtige strategische Planungen. Zentral hierbei ist das schriftliche Planung der wöchentlichen und monatlichen Aktivitäten mit einer klaren Prioritätensetzung.

PAS: Es gibt zu wenig Fachkräfte, Fort- und Weiterbildungen werden nicht mit unbedingt mit mehr Lohn honoriert, das Engagement der Erzieher/-innen geht oft über die bezahlten Stunden hinaus. Warum sollten sie sich dennoch fortbilden?

SS: Erzieherinnen orientieren sich am Wohl des Kindes. Sie wollen bestmöglichste Startmöglichkeiten ins Leben bieten. Um dieser Herausforderung bei den heutigen vielfältigen Kinderbiografien gerecht zu werden, ist breites Fachwissen die Grundlage. Nur so gelingt es pädagogisch Spuren zu hinterlassen.

RG: Fortbildung erweitert den fachlichen Horizont, bietet das Kennenlernen von neuen Kontakten an und schafft Ablenkung vom Alltag. Wenn es gelingt diese Erfahrungen in den betrieblichen Alltag zu implementieren erhält man durch die Innovation eine Wettbewerbsstärkung und (hoffentlich) auch die betriebliche Anerkennung.

Zertifikatskurs: Leitungstätigkeit in Kindertageseinrichtungen
15./16.11.2013, 31.01/1.02.2014, 7./8.03.2014, 4./5.04.2014, 25./26.07.2014 (5 Module, 10 Tage), Heidelberg,
Dozent/-in: Susanne Stegmann, Ralf Greif
€ 1.750,-/1.880,-

Weitere Angebote aus dem Bereich Kinder, Jugend, Familie:

Die eigene Konzeption als Visitenkarte der Einrichtung. Professionelle Umsetzung rechtlicher Anforderungen.
Das SGB und das Jugendamt fordern zur Sicherung der Qualität in Kindertageseinrichtungen die Erstellung einer pädagogischen Konzeption. Der Paritätische möchte seine Mitgliedsorganisationen in der Erfüllung dieser Anforderungen unterstützten. Er bietet dabei konkrete Hilfestellung zur Erarbeitung einer qualitativ hochwertigen und unterschiedliche Zielgruppen ansprechenden Konzeption.
11. – 12.09.2013, Stuttgart
Dozentin: Susanne Stegmann
€ 180,-/240,-

Leitungsverantwortung in der Frühpädagogik - Ziel: Bachelor of Arts
Auf dem Weg zum Bachelor – auch ohne Hochschulreife: zum dritten Mal startet die berufsbegleitende akademische Weiterbildung „Leitungsverantwortung in der Frühpädagogik“ – eine Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Die Teilnehmer/-Innen absolvieren Präsenzzeiten, Selbststudium und Prüfungsleistungen. Sie haben so die Möglichkeit, im Anschluss an einen erfolgreichen Weiterbildungsabschluss an der PH Karlsruhe den akademischen Grad „Bachelor of Arts“ zu erlangen. Die Weiterbildung wendet sich an Leitungskräfte und an Leitungsaufgaben interessierte Fachkräfte – Erzieher/-Innen, Heilerziehungspfleger/-Innen, Jugend- und Heimerzieher/-Innen.
Start: 25.10.2013, Anmeldeschluss: 13.09.2013, PH Karlsruhe
Studiengangsleiter: Jun. Prof. Dr. Timm Albers
€ 3.600,-

Vorbereitungskurs auf die Schulfremdenprüfung für die staatliche Anerkennung als Erzieher/-in
Die Paritätische Akademie Süd bietet mit diesem Kurs die Möglichkeit, sich intensiv auf die Schulfremdenprüfung für den Beruf der Erzieherin / des Erziehers vorzubereiten. Ziel des Kurses ist die Prüfung zur/zum Erzieher/-in an einer staatlichen Fachschule für Sozialpädagogik in Baden-Württemberg. Eine Teilnahme am Kurs ist nur mit Wohnsitz in Baden-Württemberg möglich.
Start: 15.11.2013, Anmeldeschluss: 21.10.2013, Stuttgart
DozentInnen-Team
€ 2450,-

Lesen Sie auch den Artikel über Frühkindliche Bildung, erschienen in PariInform, Juli 2013

 

Veröffentlichungsdatum