Artikel zur "Frühkindlichen Bildung" in der Juni 2013 Ausgabe von PariInform

In der Juni 2013 Ausgabe von PariInform, dem Mitgliedermagazin des Paritätischen in Baden-Württemberg erscheint ein Artikel über "Frühkindliche Bildung" inklusive Interview mit einer Absolventin der berufsbegleiteden Weiterbildung "Leitungsverantwortung in der Frühpädagogik" mit dem Ziel B.A. Hier finden Sie den Artikel und das Interview.

Lieber Gott, mach‘ doch, dass die Vitamine aus dem Spinat in den Vanillepudding kommen!

Kinder verblüffen immer wieder mit ihren Weisheiten, ihrer Offenheit und Entschlossenheit - vor allem die ganz Kleinen, die man gerne unterschätzt. Für die Betreuung und Förderung der unter Dreijährigen war in Deutschland bisher in erster Linie die Familie zuständig – zumindest fühlte sich der Staat nicht für die frühkindliche Bildung verantwortlich. Doch „die Tatsache, dass die entscheidenden Weichen für die Bildungsbiografie bereits vor dem Eintritt in die Schule gelegt werden, ist mittlerweile anerkannt", so Timm Albers, Juniorprofessor für Frühkindliche Bildung an der PH Karlsruhe. 2008 wurde per Gesetz beschlossen, dass ab August 2013 auch ein- und zweijährige Kinder einen Rechtsanspruch auf Betreuung in einer Tageseinrichtung oder Kindertagespflege haben.

Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums sollen ab Sommer bundesweit insgesamt 780.000 Plätze zur Verfügung stehen. Die Umsetzung dieses Versprechens liegt bei den Kommunen. Die Bundesregierung leistet Unterstützung beim  Ausbau, aber letztendlich müssen die Kommunen das Versprechen erfüllen und das ist nicht überall zu schaffen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom März 2013 fehlen insgesamt noch 220.000 Krippenplätze. Der Bedarf ist regional unterschiedlich - in den Großstädten oft höher, aber nicht nur dort gibt es Wartelisten für einen Krippenplatz für unter Dreijährige.

Durch gesellschaftliche und politische Bestrebungen gibt es tiefgreifende Veränderungen im pädagogischen Aufgabengebiet. Mit der Bereitstellung eines Kitaplatzes allein ist es allerdings nicht getan. Wichtig ist die Qualität der Betreuung. Laut Paritätischem, der im März 2008 die „Standards für Rahmenbedingungen in Kindertageseinrichtungen“ formuliert hat, hängt die Qualität von verschiedenen Faktoren ab.

„Von zentraler Bedeutung sind hierbei die Fachkraft-Kind-Relation in den Kindertageseinrichtungen und das Qualifikationsniveau der pädagogischen Fachkräfte... Mit Blick auf die gestiegenen Anforderungen in den pädagogischen und administrativen Arbeitsbereichen der Kindertagesbetreuung müssen aus Sicht des Paritätischen die erforderlichen Qualifikationsprofile angemessen definiert werden.“ Je jünger die Kinder sind, desto qualifizierter sollten die Erzieher/-innen sein.

Die frühkindliche Bildung in deutschen Kindergärten ist aber laut, Aktionsrat Bildung, ein Expertengremium renommierter Bildungswissenschaftler nur mittelmäßig. Er fordert wie auch der Paritätische, eine Verbesserung der Ausbildung des Personals, mehr studierte Fachkräfte in den Einrichtungen und eine Aufstockung der Gehälter.

Die Diplom Sozialpädagogin Daniela Fraenkel, die als Familien- und Erziehungsberaterin und Dozentin tätig ist, über die Wichtigkeit von qualifiziertem Fachpersonal: „Eine Aus- und Weiterbildung im Kleinkindbereich ist für die Qualität der 0-3 Betreuung unverzichtbar. Nur wenn Erzieher/-innen über ein umfassendes Wissen in den Bereichen Sozio-Emotionale und Physisch-Kognitive Entwicklung verfügen, können sie im Alltag ein adäquates Betreuungskonzept entwickeln und umsetzen.

Ein Beispiel: Wenn ein Kleinkind beim Abschied der Eltern weint, kann dieses Verhalten auf ein gesundes Bindungsmuster hin deuten. Wissen Erzieherinnen das, können sie das Kind trösten, seine Traurigkeit kurz bestätigen und dann dazu verhelfen, dass das Kleinkind sich gut an die Kita / die Bezugserzieherin anbindet. Fehlt dieses Wissen, wird die Abschiedssituation häufig als "schwierig" eingeordnet, das Kind als "anhänglich" beurteilt und eventuell sogar dazu geraten, "heimlich" zu gehen. Solch eine Situation verunsichert die Eltern massiv, was sich wiederum negativ auf das Kind auswirkt. Zuneigung und Spaß mit den 0-3 Jährigen ist eine Grundvoraussetzung für die Arbeit, reicht aber alleine nicht aus.“

Angesichts der aktuellen Diskussion um den Krippenausbau warnt auch Margit Berndl Vorstand des Paritätischen in Bayern: "Der Ausbau der Krippenplätze darf nicht auf Kosten der Qualität der Betreuung gehen". Der Paritätische in Bayern fordert eine Reform der Ausbildung u.a. die zunehmende Akademisierung der Erzieherberufe, um heutigen Bildungsansprüchen gerecht zu werden.

Timm Albers auch wissenschaftlicher Leiter der berufsbegleitenden akademische Weiterbildung „Leitungsverantwortung in der Frühpädagogik - LeiF“ mit dem Ziel B.A., die in Kooperation mit der Paritätischen Akademie Süd durchgeführt wird über LeiF: „Über die wissenschaftliche und inhaltliche Qualifikation hinaus dient die Weiterbildung insbesondere dem Erwerb von persönlichkeitsbezogenen Schlüsselkompetenzen und Reflexionskompetenzen für die Übernahme von Personalführungsaufgaben.“ Ein erfolgreicher Ausbau der Frühen Bildung ist nur möglich, wenn auch genügend qualifiziertes Personal vorhanden ist. Die Paritätische Akademie Süd hat auf diesen gestiegenen Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal reagiert. Weitere Angebote werden bei Bedarf nachentwickelt:

Die eigene Konzeption als Visitenkarte der Kita – Professionelle Umsetzung rechtlicher Anforderungen
11. - 12.09.2013, Anmeldeschluss: 12.08.2013, Stuttgart

Leitungsverantwortung in der Frühpädagogik (mit dem Ziel Bachelor of Arts)
Start: 25.10.2013, Anmeldeschluss: 13.09.2013, PH Karlsruhe

Zertifikatskurs: Leitungstätigkeit in Kindertageseinrichtungen
Start: 15.11.2013, Anmeldeschluss: 25.09.2013, Heidelberg

Vorbereitungskurs auf die Schulfremdenprüfung für die staatliche Anerkennung als Erzieher/-in
Start: 15.11.2013, Anmeldeschluss: 21.10.2013, Stuttgart

Kontakt: Julia Kienzle-Schwarz, Bildungsreferentin, 07961 959-881, kienzle-schwarz@akademiesued.org

 

Drei Fragen an Nadine Warabjow (NW), Absolventin der akademischen Weiterbildung „Leitungsverantwortung in der Frühpädagogik“

PAS: Was hat Sie bewogen die akademische Weiterbildung „Leitungsverantwortung in der Frühpädagogik“ zu machen?

NW: Meine Motivation war ganz klar, die Chance zum Erwerb des Hochschulabschusses. Alle Fortbildungen, die ich im Laufe meines Berufslebens absolviert habe, bildeten mich zwar persönlich weiter, doch beruflich änderte sich nichts. Die akademische Weiterbildung in Karlsruhe war quasi "das Licht am Ende des Tunnels". Endlich stand am Ende der Weiterbildung ein "greifbarer" Abschluss in Aussicht. Ein Abschluss, den auch Menschen im nicht sozialen Bereich anerkennen und wertschätzen. Und vor allem der mir persönlich UND beruflich etwas bringt. Außerdem fand und finde ich es nach wie vor wichtig, sich immer wieder fort- und weiterzubilden. Denn gerade der pädagogische Arbeitsalltag steckt voller Routine, in der man leicht und vor allem schnell, der "Betriebsblindheit" verfallen kann.

PAS: Was gefiel  Ihnen besonders an der Ausbildung und inwiefern haben Sie davon profitiert?

NW: In erster Linie stand der fachliche Austausch mit den Leuten, die wie ich, an der Basis arbeiten und die wissen, um was es in der frühpädagogischen Praxis geht. Das Plenum musste sich erst kennenlernen und finden. Doch danach war es eine enorme Bereicherung für meinen Alltag, drei Tage im Monat nach Karlsruhe zu fahren und zu lernen und danach die Abende mit neuen und liebgewonnenen Freunden zu verbringen. Die Gruppe war vielfältig, Fragen des alltäglichen Lebens wurden beantwortet, neue Impulse für den pädagogischen Alltag gegeben.

Wie wird in Hessen, Mannheim oder Reutlingen gearbeitet? Was sind die Herausforderungen auf Leitungsebene? Welche Rechte und auch Pflichten bringt der Leitungsjob mit sich? Theorie und Praxis konnten so, in einer absolut gelösten Art und Weise, im herrlichen Ambiente Karlsruhe, verknüpft werden. 

Unsere Dozenten waren ebenso abwechselnd und erfrischend wie das Plenum und die Umgebung. Man spürte die Engagiertheit der Dozenten und wir bekamen häufig selbiges Feedback. Es war für jeden von uns eine enorme Bereicherung. Eine große Hilfe, stete Unterstützung und fester Bestandteil, wenigstens virtuell, war unsere Koordinatorin der akademischen Weiterbildung Julia Staiger-Engel. Während der akademischen Weiterbildung habe ich meine Arbeitsstelle gewechselt und arbeite nun mehr als Leitung eines drei-gruppigen katholischen Kindergartens in Ehingen.  Das gelernte Wissen kann hier, an der Basis, sofort umgesetzt werden.

PAS: Welchen Tipp können Sie Leuten geben, die sich für diese Weiterbildung interessieren?

NW: Den Tipp dem ich jedem Interessierten mitgeben kann ist, dass es eine enorme Erleichterung für mich gewesen wäre, meine Arbeitszeit von 100% auf 80% zu reduzieren. Ich vermisse die akademische Weiterbildung jetzt schon. Im Plenum gab es stets ein "verstanden-werden" und vielleicht auch ein Art "heimkommen", denn wer weiß schon besser Bescheid über den, manchmal wahnwitzigen, pädagogischen Arbeitsalltag als all diejenigen, die ihn täglich leben?

Ein ausführliches Interview mit Nadine Warabjow können Sie in der September 2013 Ausgabe von KiTa aktuell lesen.

Hier der Link zum Artikel in PariInform Nr. 2, 2013.

Veröffentlichungsdatum